Gruppe VII:
Zerberstendes Holz... oder "Das blutige Ende"

Ob Manager, Valets, Gnome oder Plastikköpfe - eines haben Sidekicks jeder Kategorie gemeinsam: sie entscheiden nicht selten die Matches, sie sind das Zündlein an der Waage. Trotz dieser großen Gemeinsamkeit trifft diese Eigenschaft jedoch kaum auf eine Kategorie so sehr zu wie auf diese. Waffen. Das Instrument der Gewalt. Ein einfacher Armbruch bescherte einst Owen Hart einen solchen Sidekick, Lex Luger's Stahlplatte im Ellenbogen brauchte man dem Publikum nicht einmal visuell präsentieren, damit es funktionierte.

Ein einfaches Stück Holz war für Jim Duggan Gimmickverkörperung und Karrieresymbol in einem. Neben dem "Hooooo!" und der amerikanischen Flagge war es nämlich das "2-by-4" was seine Karriere bestimmte. Ein Brett. Ohne aufgemaltes Gesicht, ohne Kosenamen, ohne überzeichnete Hintergrundgeschichte. Ein einfaches Brett, passend zum Gimmicknamen Hacksaw. Es klingt so simpel, so unspektakulär - aber es hat funktioniert. Diese Kombination winziger zusammenhangloser Details machte Jim Duggan über die Jahre zur Legende und nicht einmal ein Tag Team mit Eugene kann da in heutigen Zeiten etwas dran ändern. Erst Duggan's großartige Ausstrahlung und Ringpräsenz machten es möglich, ein Stück Holz zu einem der prominentesten Sidekicks der Geschichte zu machen. Und mal ehrlich - ein unbehandeltes Stück Holz berühmt zu machen - wer könnte das wohl heute noch?

Jeff Jarrett brauchte dafür einen Klangkörper und ein paar Saiten, um sein Holz populär zu machen. Noch heute ist die Gitarre ständiger Begleiter und das obwohl Jarrett das motivierende Gimmick schon viele Jahre abgelegt hat. Man versuchte einst, ihn dem Publikum als Country-Sänger zu verkaufen, die Gitarre war da eine absolut logische Konsequenz aus dem Charakter, den er spielte. Zur wirklichen Hochform gelangte das Zweiergespann aus Jarrett und dem Instrument aber erst, nachdem der Countrysänger vergessen war und so wurde es erst nach dem Sinneswandel zu netter Regelmäßigkeit, dass viele Gegner Jeffs ihren Kopf in einer zerberstenden Gittarre wiederfanden. Heute braucht das keine Begründung mehr. 

Und wo wir grad bei "Begründungen" sind - gibt es eine für die Beziehung zwischen dem Sandman und dem Singapore Cane? Ich kenne zumindest keine. Eigenartiger Weise scheint das aber niemanden zu stören, mich inbegriffen. Der Sandman hat einfach einen Kendo Stick und ihn in seinen Charakter fest integriert. So fest, dass er heute kaum noch klassische Wrestlingaktionen präsentieren darf, sondern seinen Gegnern immer nur noch mit dem Stick auf den Schädel haut. Und so präsentiert sich ein klarer Fall eines Sidekicks, dass seinen Meister dominiert. Oft denke ich mir: Verbrenn doch einer endlich mal diesen blöden Stock, damit ich wieder was vom Sandman sehen kann, leider wird er besonders seit der Wiederauferstehung der ECW nämlich komplett auf eben diesen reduziert.

Triple H würde so etwas niemals passieren. So auch im Bezug auf seinen Weapon-Sidekick, der ihm viel Ruhm und Siege einbrachte, ohne zu viel von seinem Charakter zu vereinnahmen. Denn im Gegensatz zu allen Stühlen, Shelallaghs und Kendo Sticks wird der Sledgehammer bei Triple H mit sehr viel Bedacht und Feingefühl eingesetzt. Hunter zückt ihn nur dann, wenn es die Stimmung des Kampfes verlangt und überfüttert das Publikum nicht dadurch, dass er ihn ständig bei sich führt. So mauserte sich der Sledge-Hammer zu dem Weapon-Sidekick, dass wohl mehr große Titelkämpfe entschieden hat, als alle anderen Sidekicks in diesen Listen zusammen - und der eine Stimmung erzeugt, wenn er zum Einsatz kommt, von der viele Wrestler als Reaktion auf ihre Person nur zu träumen wagen.

In Sachen Stimmung gibt es in dieser Kategorie aber nur eine einzige Nummer 1 und das sind die Tische der Dudley Boyz. Nicht nur der Fabrikant der zerbrechlichen Möbelstücke wurde dadurch zum Millionär, auch die Dudleyz erlangten Weltruhm im Wrestlinggeschäft, weil sie es liebten und perfektionerten, einfach alles und jeden durch die Spanplatten zu befördern. Dabei waren sie stets einfallsreich und innovativ und kreierten nicht nur einen Sidekick, der ihrem Gimmick eigentlich nicht zustand, sondern mit "Get the Tables" eine der prägnantesten Catchphrases der letzten Jahre. So begab es sich, dass niemand mehr Bubba Ray oder D-Von anfeuerte, sondern nur noch lautstark "We want Tables!" durch die Massen der Hallen gechantet wurde. Und ganz ehrlich - wäre ich in der Halle anwesend, dann würde ich am lautesten schreien.

Ein 3-D durch den Tisch, ein Schlag mit dem 2-by-4, der Gitarre oder dem Singapore Cane oder die brutale Vollstreckung per Vorschlaghammer - wenn diese Sidekicks zum Einsatz kommen, dann steht das Ende eines Kampfes unmittelbar bevor. So ist es auch mit der Sidekick-Parade, in der die Waffen die illustre Runde abschließt, bei der es um die Gegenstände, Tiere und Personen ging, die oftmals den eigentlich Ruhm für einen Wrestler bedeuteten.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!