"We got two word's for ya: 'Rock Sock', ehm 'Billy Chuck', ... no, 'Damn Dudleyz', ehm, 'Not American'. Yes."

Haarscharf an den Top50 vorbei ging es in dieser Auflistung für das Tag Team bestehend aus William Regal und Lance Storm. Und doch tauchen sie an dieser Stelle erneut auf – nicht in anderer Konstellation oder anderem Gimmick, unter anderen Umständen oder gar in einer ganz anderen Epoche – nein, sondern als Teil des Stables, dass historisch gesehen so wenig betrachtet wird, obwohl es doch so unglaublich gut war. Klar der Aufhänger war älter als Mike Krüger’s Witze, aber es hat doch wunderbar funktioniert – die UnAmericans waren nicht einfach eine lieblose Aneinanderreihung kanadischer Stars, sondern ein Stable aus 4 talentierten jungen Männern, für die es auf Singlespfaden keinerlei vielversprechende Verwendung gab. Da war zum einen Lance Storm, der einzige Mann auf der Welt, der in der Lage war über 30 unterschiedliche Emotionen mit ein und demselben Gesichtsausdruck zu manifestieren. Storm war ein sensationell guter Wrestler, bisher bei WWE aber ebenso sensationell unauffällig und belanglos gewesen. Christian, Captain Charisma in Kinderschuhen, hatte seine gigantische Zeit an der Seite seines Storyline-Bruders hinter sich gelassen und stand nun vor der Aufgabe, sich auch ohne den Rated R Superstar zu beweisen. Test – einer der vielleicht talentiertesten Big Men, der zu smart-looking für die Rolle des Monsters und zu monströs für die Rolle des smarten Babyfaces war. Test war gefangen in seinem Entenkörper – Enten, ihr kennt Enten? Enten können Laufen, Schwimmen und Fliegen, aber nichts davon so richtig gut. Test hatte auch von allem etwas, war allerdings in nichts Weltspitze. Halt wie ne Ente. Und dann war da noch William Regal, der ultimative „Weiter-unten-als-verdient“-Seier, der aus den UnAmericans eben jene machte und sie so vom typischen Kanadier-Zusammenschluss fernhielt. Direkt nach ihrer Gründung verschlug es die Ur-Formation aus den drei Kanadiern direkt in Fehden und Matches mit den ganz großen Namen des Smackdown-Brands – umso überraschender aber halt auch imposanter wirkte der Trade des gesamten Stables zur Montags-Show, wo sie fröhlich weiter gegen die hiesigen Main Eventer fehdeten. Das eigentliche Tag Team im Stable war die Gründungs-Formation bestehend aus Christian und Lance Storm, welche bereits bei ihrem Titelgewinn den größtmöglichen Impact erzeugten, als sie niemand geringeren als Hulk Hogan und Edge bezwangen. Test machte sich sogar bis zum Summerslam-Gegner des Undertaker und das Stable schien auf dem unwiderruflichen Höhepunkt zu stehen, weil einfach ausnahmslos alles gelang, was die vier angingen. Nach dem Verlust der Tag Team Gürtel splitteten sie sich allerdings überraschend auf und es entstand besagtes Team aus Storm und Regal – gefühlt kam der Split einer sensationellen Formation viel zu früh, vielleicht war der Zeitpunkt aber auch perfekt, denn die UnAmericans befanden sich zweifelsohne auf dem Höhepunkt.

Es ist kein Gimmick, das man einem Performer wünscht. Im Gegenteil, es gibt ziemlich wenige Konstellationen, in denen sich ein solches Gimmick nicht als Karrierekiller outet. Und auch in diesem konkreten Beispiel blieb dem gemeinen Fan nichts anders übrig, als dem Treiben entsetzt zu folgen, ständig vom Gedanken verfolgt, wie weit man das Ganze wohl treiben würde. Interessanter ging eigentlich gar nicht und genau darin liegt die Krux. Genau darin liegt der unmissverständliche Grund, der Billy & Chuck zu einem der 15 besten Tag Teams aus 10 Jahren World Wrestling Entertainment macht. Sowohl Billy Gunn als auch Chuck Palumbo befanden sich Ende 2001 am absoluten Boden der Midcard – sie zerstörten zwar Woche für Woche unabhängig voneinander die unterschiedlichsten Jobber, Fehden oder prestigeträchtige Siege gegen namhafte Männer zählten allerdings nicht mehr zu ihrem Arbeitsalltag. Eines Tages bei einer Ausgabe der C-Show Heat kam Palumbo Gunn nach einem Match zur Hilfe und dem aufmerksamen Beobachter war sofort klar, wo das hinführen sollte. Es ließ auch gar nicht lange auf sich warten und die Zwei bestritten ihr erstes gemeinsames Tag Team Match. Bei Heat, ohne Gimmick, einfach als zwei Kerle, die irgendwie ihr gemeinsames Schicksal erkannt und sich für einen gemeinsamen Karriereabschnitt entschieden hatten. Der Zuschauer schien Teil des Beginns einer für’s Business unwichtigen Männerfreundschaft zu werden. Doch langsam entwickelte sich die Freundschaft in eine… ich sag mal… ungewohnte Richtung und das Grübeln begann. Zunächst glichen sie ihr Outfit an, dann die Frisur und die Haarfarbe, es folgte die Umbenennung in „Billy & Chuck“ und das Namens-Bandana. Schleichend zu diesen optischen Veränderungen vollzog man auch den Heelturn und die Männerfreundschaft begann immer – die Wortwahl ist wirklich nicht einfach – ich würd sagen, „harmonischer“ zu werden. Es folgte der Push, sogar bis an die Spitze der Division und eine Reihe interessanter Fehden, während das Gimmick immer, wie sag ich’s diesmal, wärmer und wärmer wurde. Rico unterstützte Billy und Chuck in der Rolle des Style-Beraters und Anfang September 2002 ließ man die Bombe endlich platzen, als Palumbo dem ehemaligen Cowboy mitten im Ring einen Antrag machte. Das große „Autsch“, das man seit fast einem Jahr immer näher und näher kommen sah, flimmerte nun also über den Bildschirm und wir nahmen alle teil. Trotz dieser schlagartigen Qualifikation für den Gimmickmüll stehen Billy & Chuck in dieser Liste auf dieser Position, denn man nutzte die Hochzeit, um das Gimmick zu killen und schaffte damit eine einzigartige Gimmick-Linie, die zwei Jobber zum besten und interessantesten Heel-Team seiner Zeit machte.

Es gab das Team Rated RKO, es gab den Power Trip und viele weitere Beispiele, bei denen man fehdende oder co-existierende Main Eventer aus unterschiedlichen Motivationen heraus zu einem Tag Team verband. Doch es gab nur einen König dieser Disziplin, eine Main-Eventer-Connection, die größer war als alle seiner Kollegen, die pompöser, legendärer und unterhaltsamer war als alle Brüder und Schwestern, die vermutlich auf ewig die Referenz dieser Kategorie sein wird. Die Rock’n’Sock Connection. The Rock und Mankind verband eine der intensivsten Main-Event-Fehden zur Corporation-Zeit, unzählige Titelwechsel, eine tolle Matchkette und zwei der besten Gimmicks ihrer Zeit. Bei The Rock war es aber speziell zu dieser Zeit um seinen ersten Main Event Run absolut klar, dass man ihn nicht langfristig als Heel wird halten können und so kam es natürlich, dass aus dem selbst titulierten Champion des Volkes der tatsächliche Liebling der Massen wurde. Warum sich The Rock langfristig als Face hielt liegt maßgeblich daran, dass er seinen heel-lastigen Charakter ähnlich wie Steve Austin immer behalten hat und so war es natürlich auch zu Zeiten seines ersten großen Faceruns eine Selbstverständlichkeit, dass er sich mit Freaks wie Mankind nicht kommentarlos abgab. Als sie im letzten Sommer des 20sten Jahrhunderts gemeinsam an das große Gold wollten startete eine Face-vs-Face-Konstellation, die in eben jener berühmt berüchtigten Verbindung enden sollte. Im Rahmen der Streitigkeiten, wer denn nun No.1-Contender sei, gewannen The Rock und Mankind ziemlich plötzlich die Tag Team Gürtel und speziell Rocky wirkte wenig zufrieden mit dem Umstand. Vier Wochen lang gab es ein Auf und Ab, die Rock’n’Sock-Connection erwuchs, man verlor das Gold, gewann es zurück, verlor es erneut und trat nebenbei auch noch um den WWE Title gegeneinander an. Den Abschluss des ersten Runs als Formation läutete Mankind mit der legendären „This is your Life“-Show für The Rock ein, doch kaum schienen sie gesplittet waren sie plötzlich erneut Tag Team Champions. Letzten Endes lagen zwischen dem ersten und dem letzten Match der Rock’n’Sock Connection gerade einmal sieben Wochen. Doch eben jene sieben Wochen waren so dermaßen unterhaltsam, dass sie sich fest in der Geschichte einbrannten und später zu jedem sich bietenden Anlass aus der Versenkung wieder hervor gekramt wurden. Selten gab es bei WWE zwei Männer, die sich sowohl als Partner als auch als Gegner so hervorragend ergänzten wie Mick Foley und The Rock – und wahrscheinlich war es das, was die Rock’n’Sock Connection so einzigartig machte.

Ganz streng genommen zählt nicht nur die 2006er Reunion in den Schaffensspielraum dieser Reihe, sondern auch die letzten drei Monate der Ur-Formation der d-Generation X. Wir müssen nicht darüber sprechen, dass eine Ur-dX, wenn sie denn vollständig in den betrachteten Rahmen fallen würde, vermutlich alle zehn Plätze der Top10 belegen würde, gefolgt von der Nation of Domination in der Darstellung durch die dX. Aber hier geht es halt nur um 1998 bis 2008 und damit auch zwangsläufig nur um die Road to WrestleMania 14 und das 2006er Sensations-Comeback des degenerierten Tag Teams aus Shawn Michaels und Triple H. 2006. WrestleMania 22. Acht Jahre also nachdem sich Shawn Michaels in seinem Match gegen Steve Austin scheinbar für immer von der großen Bühne verabschiedete und den Staffelstab endgültig an Triple H weitergab. Das überraschende Comeback des Heartbreak Kid lag nun auch schon einige Jahre zurück und im Rahmen dieses Comebacks bekam er es auch einige Male mit Lieblings-Gegner und -Partner Triple H zu tun. Nach dem Ende der intensiven Fehde ging man schließlich endgültig getrennte Wege und stand bei der 22sten WrestleMania an unterschiedlichen Stellen in sehr gewichtigen Stellen der Card. Während auf Triple H im Main Event die unheilvolle und schier unlösbare Aufgabe wartete, von John Cena besiegt zu werden und das Publikum dabei gleichzeitig bezüglich des vorausgegangenen Titelgewinns Rey Mysterios zu besänftigen, traf Shawn Michaels in einem Street Fight auf den Chairman höchstpersönlich. Was war das für eine Stimmung, speziell für einen alten 90er-Mark wie mich. Shawn kletterte die Leiter empor, Vince lag in eine Mülltinne gerollt auf einem Tisch im Ring. HBK blickte herab und bevor er sprang… machte er das Zeichen. Es war unglaublich. Noch viel unglaublicher wurde es allerdings, als Triple H im Main Event vor der Ausführung eines Pedigrees genau dasselbe tat. Hunter war Heel. Und das Publikum liebte ihn. Die Spielchen gingen weiter und die dX war wieder am Leben. Na klar, es war nicht mehr dasselbe wie noch acht Jahre zuvor, aber es war immer noch toll. Leider beließ man es bei dem Tag Team aus Michaels und Helmsley und verpasste die tolle Chance, weitere junge Mitglieder zu etablieren - am Ende steht aber eine sensationelle Fehdenkette mit den McMahons und Rated RKO, die sogar das Dumpfbacken-Booking, bei dem die dX in steter Regelmäßigkeit die vollständige Tag Team Division zerstörte, vergessen macht. Platz 12. Und für diejenigen, die damit nicht klar kommen, hab ich nur 2 Wörter: Suck it. So.

Wenn man mal nur die reine Timeline betrachtet, also die von 1998 bis 2008, dann wirkt es fast aufreibend gemein, das nächste Team so glatt an der Top10-Platzierung vorbei schrammen zu lassen. Denn kein anderes Team in dieser Auflistung war länger als solches im relevanten Zeitraum gemeinsam aktiv. Kein anderes Team trat so konstant gemeinsam auf und war immer irgendwie in die Spitze der Divison integriert. D-Von und Bubba Ray, die Dudley Boyz, erreichten das Land des unextremen Main Stream Wrestlings im Jahr 1999. Nur zwei Wochen nachdem sie noch die Tag Team Gürtel ihrer ECW-Heimat inne hatten, setzten sie mit einem Sieg über die Hardyz ein unmissverständliches Zeichen bei ihrem neuen Arbeitgeber. Es war surreal, es war strange. Die Dudleyz, eines der unbedingten Gesichter der quirligen Konkurrenz aus Philadelphia, waren plötzlich bei WWE und stritten sich mit Mainstream-Figuren wie den Headbangers und den Acolytes. Es dauerte nicht lange, bis Bubba und D-Von ins Rennen um die Gürtel eingriffen und sie Anfang des neuen Jahrtausends auch erstmals errangen. Das Publikum nahm die beiden immer mehr und mehr an und speziell die Tatsache, dass man durch sie einen gewissen Duft von ECW in die sonst zu unextreme WWE-Welt brachte, ließ sie zu absoluten Megastars mutieren. Ihre Tische, die Stühle der Gebrüder Edge & Christian, sowie die Leitern der Hardyz machten die Dudley Boyz unsterblich. Nach dem Ende von ECW und WCW gönnte man D-Von und seinem Storyline-Bruder gar einen großen Push an die Spitze der Alliance, die sie die komplette Invasion-Storyline ausfüllten, bis im Mai 2002 mit dem peinlichen Debüt eines gewissen Deacon Batista schließlich das Aus des legendären Teams folgte. Während D-Von einen Singles-Run bei Smackdown als Priester erhalten sollte, teamte Bubba bei RAW weiter mit dem dritten im Bunde, Spike Dudley, was aber nie wirklich an die Erfolge der zwei Familienoberhäupter heran kam. Und so kam es wie es kommen musste und der Reverent tauschte seinen schwarzen Dress schnell wieder gegen Latzhose und Batik-Shirt. Das Gimmick lutschte sich aber mehr und mehr aus, so dass die Dudleyz in ihren letzten drei WWE-Jahren bis zum Ende im Jahr 2005 immer mehr und mehr langweilten und nervten. Man kann dem Team nicht vorwerfen, dass es sich nicht weiterentwickelte - immer wieder präsentierte man Turns und Geschichten, die Facetten ins Dudley-Gimmick bringen sollten. Der Vorwurf war wohl eher, dass man immer wieder ins einfache Muster zurückfiel und die Dudleys wohl für immer als das einzige abstempelten, was sie sein konnten: eben die Dudleys.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!